Braucht es das, Craftbeer vom Lande? Wir meinen: natürlich. Zwar hängt unser Überleben davon nicht völlig ab, aber unser Leben bekommt eine zusätzliche Dimension. Es gibt so etwas wie eine religiöse Epiphanie; man tut etwas sein Leben lang, und auf einmal, aus heiterem Himmel, schlägt einen eine Erleuchtung zu Boden.

Ich selbst habe mein erstes Bier mit zehn Jahren getrunken, mit meinem Vater in der Kneipe, zum Frühschoppen statt Kirche, also keine Epiphanie der klassischen Art. Und dann Dutzende von Jahren weiter, in Deutschland, auf Reisen, während vieler Jahre in China, im Flugzeug, auf Schiffen, aus Gläsern und Flaschen, mal zu viel, mal zu wenig, und es war immer: Bier. Klar, da war dieser Tag in Italien, zwischen Verona und Venedig, es waren vierzig Grad im Schatten, und ein Lokal mit Garten hatte eiskaltes Becks für den jungen, langhaarigen Tramper, der zum Brenner wollte. Drei Flaschen gingen so rein, und dann ging die Reise weiter (auf dem Brenner wäre ich dann des Nachts fast erfroren).

Die Erleuchtung kam bei einem Besuch in der Elbphilharmonie. Zu einem veganen Burger, der dort angeboten wurde, gab es ein IPA von der Kehrwieder Brauerei aus Hamburg. Und da war es: das Gefühl, so etwas noch nie getrunken zu haben und womöglich niemals wieder trinken zu können.

Dies ist übrigens eine sehr alte Flasche (über 100 Jahre alt und noch mit Bier gefüllt), aus der Brauerei Bodenstein in Magdeburg. Nicht zu verwechseln mit Bodensteins Bier (auch wenn angeblich eine entfernte Verwandschaft bestehen soll). Aufschrift: Bodenstein Magdeburg. Diese Brauerei feiert übrigens in diesem Jahr ihr 200jähriges Bestehen – wir gratulieren!

Demnächst werden wir diese alte Flasche mal dekantieren und in ein Glas gießen, das zum 100. Geburtstag der Magdeburger Brauerei herausgegeben worden war. Die Spannung steigt…

In Deutschland gibt es sehr viele Biersorten und Bierstile, aber sie haben oft eines gemeinsam. Der Hopfen wird meist nur für die Bittere eingesetzt, was das herbe Mundgefühl mit sich bringt und das Bier auch haltbarer macht. Handwerklich hergestellte Biere, denn nichts anderes bedeutet Craftbeer, scheuen dagegen weder Mühe noch Kosten noch Zeit und werden mit Aromahopfen gestopft, nach dem Sud und nach der Sekundärgärung, und da ist es dann, das Aroma, welches das ungefilterte Craftbeer so unvergleichlich macht. Es schmeckt einfach anders und besser! Grund genug, das zu erforschen, solches Bier selbst zu brauen und anderen den Zugang zu Craftbeer zu ermöglichen. Denn anders als bei den meisten industriell gefertigten Bieren aus den Großbrauereien funktioniert Craftbeer anders. Klar, die werden nach dem Reinheitsgebot gebraut, bestehen also aus Wasser, Gerste, Hopfen und Hefe. Nur ist es nicht so einfach. Denn schon mit dem Wasser fängt es an, das darf mit geeigneten Chemikalien behandelt werden. Prozesse in der Brauerei werden von kleinen Helfern begleitet, das Bier wird gefiltert, wobei interessante Inhaltsstoffe verschwinden und bei den Filtermaterialien auch das eine oder andere zum Einsatz kommen kann. Viele werden der Haltbarkeit wegen pasteurisiert. Das alles trifft auf Craftbeer in der Regel nicht zu.

Dieses Bier haben wir zum Beispiel auf dem Töpfermarkt 2023 in Großenrode gebraut (siehe entsprechende Seite). Ein historisches Bier, aber eben auch ein Craftbeer!

In einigen Wochen, wir denken an Juli/August, werden wir dieses Bier zum Probieren anbieten. Es ist ein Vorderwürzebier, das satte 17,5 °P hatte, und leicht weinig und ein wenig ansprechend säuerlich schmecken sollte. Das Nachgussbier, Coventbier genannt (covenire = mitkommen), hatte immerhin auch noch 11 °P und wird ebenfalls angeboten werden.

Ebenfalls zur Probe wird das Einkorn-Emmer-Bier angeboten werden, das wir einen Tag später ebenfalls auf dem Töpfermarkt gebraut hatten (mit 16,5 °P). Ein Bier aus historischem Getreide, ebenfalls selbst als Luftmalz hergestellt, und per Dekoktionsverfahren gebraut!

Watch this space! Wir werden alle Interessierten dazu einladen!

In Großbrauereien werden Chargen miteinander verschnitten, denn keine Charge ist zu 100 % wie die andere. Auf diese Weise schmecken Industriebiere immer gleich. Ein Craftbeer dagegen ist sehr oft individuell und einzigartig. Wenn es gut ist, und danach streben wir, ist jedes Bier ein Erlebnis, das den Aufwand und die höheren Kosten lohnt.

CRAFT BEER MACHT GLÜCKLICH!

Auf diesen Seiten möchten wir uns und unsere Micro-Brauerei und unsere Pläne allen Interessierten vorstellen. Schaut euch um!

Euer Team der Privatbrauerei Bodenstein.